Drei Werkstoffe und Indium: KH erhält zwei TecPart-Preise
09.10.2025
Ausgezeichnete Innovationskraft: Am ersten Tag der K-Messe (8.-15.10.2025, Düsseldorf) überreichte Michael Weigelt, Geschäftsführer des TecPart-Verbandes, zwei der begehrten TecPart-Preise an KH-Vorstand Axel Zuleeg und an Thomas Ruff, Head of Technical Sales.
Augentrichter
Formschlüssig und ohne Verklebung
Das Beste aus drei Werkstoffwelten: die optische Linse aus Saphirglas, ein robustes Gewinde aus Edelstahl und Kunststoff (POM), der mit seiner geometrischen Flexibilität alles verbindet – formschlüssig und ohne die bisher übliche Verklebung. Der Augentrichter, der in optischen Instrumenten für Labor und Medizin eingesetzt wird, sollte in einem vollautomatischen Fertigungsprozess entstehen und den Bedingungen einer Dampfsterilisation im Autoklav standhalten.
Positionstreue ausschlaggebend
Dafür werden die Glaslinse (Durchmesser 8 mm, Dicke 1,8 mm) und der Gewinde-Metalleinleger in Serie vollautomatisch ins Spritzgießwerkzeug eingelegt. Besonders wichtig sind hier die Präzision des Einlegevorgangs und die Positionstreue: Die Linse muss absolut plan platziert sein, damit sich beim späteren Gebrauch des Augentrichters keinerlei optische Verzerrung ergibt. Dazu wird sie mit Vakuum in Position gehalten, während den Gewindeeinleger zwei sich später zurückziehende Stifte fixieren. Beide Einlegeteile müssen den Spritzgießprozess auf einer Maschine mit 500 kN Schließkraft ohne Veränderung ihrer räumlichen Lage und ohne Beschädigung überstehen. Bei der Auslegung des Prozesses galt es besonders die Schwindung des Kunststoffs zu beachten, um eine sichere Verbindung zu erreichen, aber keinen zu hohen Druck auf das Glas auszuüben, der die Optik beeinträchtigen könnte. Das Spritzgießwerkzeug ist so konstruiert, dass ohne Umbau verschieden dimensionierte Gewindeeinleger verwendet werden können.
Lenkradelement
Kapazitive Bedienung trotz Metallschicht
Beim Automobilbauteil sollte die Optik der Echtkristall-Innenausstattung von BMW (mit Svarovski) nachgestellt werden – kostengünstiger, aber mit kapazitiver Bedienmöglichkeit. Daher kam nur das In-Mold-Labelling-Verfahren in Betracht. Indium bietet Chromglanz und ist wie alle Metalle an und für sich abschirmend. Jedoch lässt sich die Moleküldichte hier so gestalten, dass es für eine kapazitive Bedienung geeignet ist und durch farbliches Hinterdrucken aufregende optische Effekte ermöglicht (Deep Metal). Fraglich war allerdinsg, ob man die mit Indium PVC-beschichtete Folie (Schmelztemperatur Indium 140 °C) mit einer 5 mm dicken PC-Schicht (Verarbeitungstemperatur 300 °C) würde überziehen können. Die Folienspezialisten von KH meisterten die Herausforderung. Dafür wird die hochsensible Folie (Indium 1 bis 2 µm, Farblayer 3 bis 4 µm) im Siebdruckverfahren dekoriert, verformt, beschnitten und im Spritzgießverfahren verarbeitet.
Spurenlose Weiterverarbeitung
Im Anschluss trägt ein Laser die gesamte Beschichtung aus Farbe und Indium auf einer definierten Bahn so ab, dass die transparente PC-Folie nicht angegriffen wird. Die Toleranz liegt dabei im Mikrometerbereich. Die so entstandenen Symbole, die keine Lasermarkierungen aufweisen dürfen, werden im Siebdruck direkt auf dem Bauteil weiß (durchleuchtbar) hinterlegt und der Anguss ohne Auslauf und sichtbare Spuren der Kontur folgend abgefräst. Die Vorderseite wird mit einem UV-Kratzfestlack beschichtet. Aufgrund ihrer verspiegelten Fläche muss die Folie ohne jegliche Spuren verarbeitet werden, was unter anderem besondere Lackieraufnahmen erforderte. Aber nun ist der Weg frei von den bisherigen rein schwarzen Bedienelementen hin zu solchen mit mehr Pfiff.